Bei aller Faszination, die das Linksdrechseln auf mich spontan ausübte, wusste ich natürlich nicht, ob es mir über viele Jahre hinweg zahlreiche Stunden der Freude und Entspannung bereiten würde oder ob sich bereits bei den ersten Versuchen herausstellen würde, dass eigentlich kein wesentlicher Unterschied zum Schaffen an der normalen Drechselbank spürbar werden würde. So beschloss ich, meine erste Linksdrechselbank so einfach so billig und so Platz sparend wie möglich aufzubauen. Neben einer besonders einfachen Lösung suchte ich natürlich auch nach einer schnell zu realisierenden Variante, denn ich war wirklich sehr gespannt auf erste eigene Linksdrechselergebnisse.








Erst besinn's...

Zuerst studierte ich nochmals gründlich alle Informationen, die ich bisher gesammelt hatte, um möglichst alle der ohnehin knappen Hinweise und Ratschläge optimal zu berücksichtigen. Leider konnte ich schon das erste wesentliche Merkmal einer Linksdrechselbank, die Spindellagerung mit Gleitlagern weder kurzfristig noch kostenlos verwirklichen. Auch über das Spindelgewinde, welches ja zweckmäßigerweise ein Linksgewinde sein müsste, habe ich lange gegrübelt. Wenn ich mir eine Spindel mit Linksgewinde irgendwo anfertigen ließe, wäre ich auch bei der Anfertigung verschiedener Futter und anderem Zubehör immer wieder auf fremde Hilfe angewiesen.

...dann beginn's

Deshalb habe ich mich schließlich entschlossen, meine Futter so zu fertigen, dass sie auf einen zylindrischen Wellenstumpf (Durchmesser 10mm) aufgesteckt werden können. Die Bohrungen habe ich mit einer passenden Reibahle auf Fertigmaß bearbeitet. Zur Herstellung des nötigen Kraftschlusses zwischen Spindel und Futter verwendete ich eine M4 Madenschraube, die ich in eine seitlich in das Futter eingeschnittene Gewindebohrung schraubte. Erste Versuche mit dieser einfachen Lösung zeigten aber bald einige Nachteile. Da die Madenschraube verhältnismäßig fest angezogen werden muss, damit sich das Futter beim drechseln nicht löst, fand ich bald Eindrücke der Schraubenspitze auf dem Spindelstumpf. Außerdem hielten die Schraubenschlitze der Madenschrauben der Belastung beim häufigen Wechsel der Futter nicht lange stand. Mit einem winzigen Hakenstahl habe ich deshalb eine ringförmige Vertiefung in die Futterbohrungen eingedreht, um Platz zu schaffen, für ein ringförmig gebogenes Stück Uhrfederstahl, welches in diese Vertiefung „hineingeschnipst“ wird. Dadurch wird die Spindeloberfläche wirksam vor Beschädigungen durch die Madenschraube geschützt. Die Madenschrauben habe ich durch solche mit Innensechskant statt Schlitz und einem kleinen Schneidring statt Spitze auf der anderen Seite ersetzt. Als Futterschlüssel verwende ich einen passenden Imbusschlüssel mit T- Griff um ausreichend Kraft aufwenden zu können, ohne mein Handgelenk unnötig zu belasten. Schließlich muss ich das Futter bei jedem Werkstückwechsel an- und abschrauben, denn durch das Einschlagen der Werkstücke in die Futter direkt an der Spindel würde ich wohl meine simple Konstruktion mit Sicherheit überfordern.

Ein Drehzahlregler wird gebraucht

Wie dem Typenschild (Bild 3) des verwendeten Motors zu entnehmen ist, hat dieser eine Nenndrehzahl von 8000 1/min. Auch wenn man berücksichtigt, dass die Vorteile des Linksdrechseln besonders bei Werkstücken mit sehr geringen Durchmessern zum tragen kommen, ist die resultierende Umfangsgeschwindigkeit etwas hoch. Auf der Suche nach Abhilfe kam mir sofort die in Bild 5 gezeigte Schaltung wieder in den Sinn. Hatte ich sie doch bereits früher einige Male für Freunde und Bekannte aufgebaut, um damit die „legendäre“ DDR- Heimwerker- Bohrmaschine „Multimax“ aufzuwerten. Interessant an dieser Schaltung ist, dass es sich dabei um eine „echte“ Drehzahlregelung handelt, die jedoch keinen Tacho benötigt. Die Schaltung arbeitet nur mit einer Halbwelle des Wechselstromes und die Ankergegenspannung des Universalmotors dient als Maß für die Ist- Drehzahl.

Die Schaltung des Drehzahlreglers

Bild 6: Die Schaltung des elektronischen Drehzahlreglers stammt aus einer "Schaltungssammlung für den Funkamateur" des Militärverlages der ehemaligen DDR und war ursprünglich für den nachträglichen Einbau in die "legendäre" Handbohrmaschine "Multimax" konzipiert.

Haftungsausschluß:

Die wiedergegebene Schaltung dient ausschließlich der ausführlichen Beschreibung meiner selbstgebauten Linksdrechselbank. Für Schäden jeglicher Art, die z.B. durch unsachgemäßen Nachbau entstehen, übernehme ich keinerlei Haftung. Auch weiß ich nichts über eventuelle Rechte Dritter an dieser Schaltung.

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