Maß halten!
- Details
- Hauptkategorie: Werkstattnotizen (Tipps und Tricks)
- Kategorie: Drechseltipps
- Zugriffe: 3817
Gutes Augenmaß ist sicherlich eine wichtige Voraussetzung zum rationellen Drechseln maßhaltiger und optisch ausgewogener Formen. Aber: Statt den Augen "blind" zu vertrauen, sollte man, wo es darauf ankommt, (z. B. Spund- Zapfenverbindung, mehrere gleichartige Teile) passende Hilfsmittel zum Messen und Prüfen einsetzen. Hier einige Beispiele:
Großer Wandstärketaster (Eigenbau)
Beim Versuch, meinen ersten tragbaren Holzhut zu drechseln, mußte ich feststellen, dass der Taster, den ich mir irgendwann gekauft und seitdem selten gebraucht hatte, zum Prüfen der Wandstärke zu kein war, da sein bogenförmiger Schenkel nicht um die Hutkrempe herumreichte. Eine simplen Eigenkonstruktion (s. Foto) trug maßgeblich zu einem passablen Ergebnis bei.
Zapfenschneider (1)
In einem Drechslerfachbuch fand ich den Tip, an Maulschlüssel wie im Foto gezeigt, eine Schneide anzuschleifen, um so ein Werkzeug zur Herstellung präziser Zapfendurchmesser zu erhalten. Leider muß man für jeden Zapfendurchmesser, den man drehen will einen passenden Maulschlüssel "opfern". Deshalb habe ich die Idee etwas abgewandelt: Mein ältester Meßschieber, der übrigens den Stempel "glashart" trägt, wurde mit der gleichen Schneide versehen, wie für die Maulschlüssel vorgeschlagen. Nun kann ich ein Werkzeug für alle Zapfendurchmesser verwenden. Die Idee kam mir, als ich Zapfen passend für Löcher drechseln wollte, die ich mit einem alten geschmiedeten Forstnerbohrer gebohrt hatte, der leider keinen glatten metrischen Durchmesser hatte.
Inzwischen möchte ich auf dieses einfache Hilfsmittel nicht mehr verzichten. Zum Einstellen des richtigen Durchmessers gibt es mehrere Möglichkeiten:
1. Maß von einem Musterzapfen abnehmen
2. Maß vom Bohrer abnehmen
3. Maß mit den Innenschenkeln von der Bohrung abnehmen
4. Maß der Werkzeichnung entnehmen und an der Skala einstellen.
Zapfenschneider (2)
Leserpost: Fred Dingelstein sandte mir eine E-Mail mit der im Bild gezeigten Lösung. Es handelt sich um seinen Nachbau eines Zapfenscneiders, wie er in ähnlicher Form auch von kommerziellen Werkzeugherstellern angeboten wird. Ich habe schon viele Hobby- Holzwerker, die sich per E- Mail Ratschläge bei mir geholt haben, gebeten doch mal ein Foto oder einen kleinen Bericht darüber zu schicken, zu welchem Ende ihre Projekte schließlich gekommen sind. Leider bisher mit wenig Resonanz.
Deshalb an dieser Stelle ein besonderes Dankeschön an Fred!
Zapfendurchmesser sicher messen
Dem Laien sei allerdings gesagt, daß man mit den oben gezeigten Zapfenschneider natürlich keinesfalls einen Zapfen komplett fertig drehen kann. Vielmehr wird der Zapfen weiterhin auf konventionelle Weise gedrechselt. Ist man so nahe am Fertigmaß, daß man mittels Augenmaß gerade noch sicher stellen kann, daß man kein Untermaß produziert, dreht man am Ende eine kleine Phase an, an dieser setzt man das beschriebene Hilfsmittel an und markiert so den richtigen Zapfendurchmesser, den man nun leicht fertig drechseln kann.
Eine weniger "gefährliche" Lösung ist in diesem Bild zu sehen: Die Schenkelspitzen eines Meßschiebers wurden an der Bankschleifmaschine abgerundet. So kann sich beim Messen am rotierenden Werkstück nicht so leicht verhaken. (Der zweite Meßschieber im Hintergrund ist noch im Originalzustand und dient nur zum Vergleich).
Aber: Die sicherste Methode, die zugleich die Meßwerkzeuge schont, bleibt natürlich das Messen bei ausgeschalteter Maschine!
Plattenstahl mit Tiefenanschlag
Aus einem schmalen Tischlerstemmeisen und dem Schieber von einem kleinen Bastler-Tiefenmaß ist dieser nützliche Plattenstahl mit justierbarer Tiefenbegrenzung entstanden.