Kompaktes, robustes Design mit kleinen Schwächen
Passend zu dem vergleichsweise kräftigen Antrieb und dem zumindest in der Grundversion recht kurzen Bankbett der NOVA Drechselbänke benötigt sie einen sehr stabilen aber gleichzeitig auch kompakten Reitstock. Die Umsetzung dieser beiden Forderungen ist den Konstrukteuren bei Teknatool durchaus auch gelungen. Allerdings mussten dazu offensichtlich einige Kompromisse eingegangen werden:
Das - bereits werkseitig gut gefettete - Spindelgewinde ragt bei zurückgedrehter Spindel hinter dem Handrad aus dem Reitstock heraus. Längere Wegezeiten zur nächsten Waschgelegenheit sind damit nach jedem knapp verfehlten Griff nach der Reitstockkurbel vorprogrammiert. Auch die Freude darüber, dass es sich bei der Reitstockspindel um eine Hohlspindel handelt - was angeblich zum Bohren der Schäfte von Steh- und Tischlampen so nützlich sein soll - wird etwas getrübt, wenn man erfährt, dass man dafür auf ein selbsttätiges Bild 2: Dank des großen hölzernen Handrades, in welches ein PVC-Rohr zur Verkleidung der Gewindespindel eingepasst wurde, lässt sich die Reitstockpinole jetzt bequemer verstellen und die Hände bleiben dabei sauber. Auswerfen des Morsekegels durch völliges Zurückdrehen der Spindel verzichten muss. Zu den weitaus kleineren Übeln rechne ich da, dass sich die in die Spindel eingefräste Nut die die Spindel gegen Verdrehen sichert, oben befindet, wo sie leichter verschmutzen kann. Und, dass die mitgelieferte mitlaufende Körnerspitze mit nur einem Kugellager auskommen muss. Auch ein metrisches Spindelgewinde z. B. 2,5mm pro Gang statt der 10 TPI hätte mir besser gefallen, denn dann hätte ich die Bohrtiefe in mm ohne umzurechnen einfach durch Zählen der Umdrehungen an der Kurbel ermitteln können.
Herumnörgeln nützt nichts
Suchen wir lieber nach Mitteln und Wegen, mit diesen - durchaus nachvollziehbaren - Kompromissen umzugehen:
Wie Bild 1 zeigt,kam mir zunächst die Idee das 80mm Dreibackendrehfutter von meiner alten Drechselbank als Reitstock-Spannfutter umzufunktionieren. Dazu habe ich es auf einen Futterflansch mit einem kurzen Morsekegelansatz montiert. Durch die durchbohrte Reitstockspindel kann ich mittels einer M8 Gewindestange das Futter einfach und wirkungsvoll gegen Herausfallen sichern.
Dank des großen Spannbereiches und der Haltekräfte des Dreibackenfutters kann ich außer verschiedensten Bohrern auch anderes Zubehör sicher auf der Reitstockseite befestigen.
Als nächstes habe ich die Kurbel vom Handrad entfernt und dafür am eisernen Handrad ein großes griffiges Holzrad befestigt. In die konische Bohrung in dessen Zentrum ist ein kurzes PVC-Rohr zu Verkleidung der Gewindespindel eingepasst. Wegen des großen Durchmessers ist die Hebelwirkung auch ohne Kurbel groß genug, um die nötigen Vorschubkräfte aufzubringen. Dank der simplen Lösung für die Spindelverkleidung bleiben die Hände nun sauber (Bild 2). Bild 3 zeigt meinen Lösungsvorschlag, zum „automatischen“ auswerfen der Morsekegel. Die zunächst zum ausprobieren meiner Idee gedachte hölzerne Hülse werde ich, falls sich das Hilfsmittel bewährt aus Plaste oder Leichtmetall fertigen müssen. Auch aus der - von mir zunächst nachteilig bewerteten - oben liegenden Führungsnut läßt sich - wie die Bilder 4 und 5 zeigen - Nutzen ziehen: Ich habe ein schmales, passend zurecht geschnittenes Stahllineal in die Nut eingelegt und somit eine einfache aber recht genaue Ablesemöglichkeit für die Bohrtiefe erhalten. Da das verwendete Lineal auf der Rückseite über eine Inch- Skala verfügt, habe ich darauf verzichtet, es fest in die Nut einzukleben. Stattdessen habe ich es mit etwas Universalfett gegen Verrutschen gesichert. So kann ich durch einfaches Wenden im Bedarfsfall die Bohrtiefe statt in mm auch in Inch ablesen.
So habe ich versucht, gewissermaßen mit einfachen „Bordmitteln“ den Reitstock meiner Drechselbank an meine Vorstellungen anzupassen. Die hier aufgezeigten Lösungsansätze halte ich jedoch keinesfalls für das maximal Machbare.
Reitstock ließe sich bestimmt weiter verbessern
Beim Grübeln über die Frage, wie denn ein idealer Reitstock einer Drechselbank aussehen sollte, ist mir bewusst geworden, dass sich dessen Design mit der Zeit immer mehr am Standard-Reitstock der Metalldrehbank orientiert und darüber sogar konstruktive Details die sich in der Holzdrechslerei bereits bewährt hatten, wieder aufgegeben bzw. vergessen worden sind. Ich denke, wenn man sich die Mühe machen würde, die tatsächlichen (und nicht die gefühlten) „Bedürfnisse“ der heutigen Drechslerei feinfühlig zu analysieren, um die dabei gewonnenen Erkenntnisse in eine komplette Reitstockneukonstruktion einfließen zu lassen, könnte ein „Reformreitstock“ dabei herauskommen, der sich in überraschendem Maße vom heutigen Standard unterscheidet. Nicht zuletzt aus Respekt vor den von TEKNATOOL bisher herausgebrachten Innovationen möchte ich es gerade dieser Firma wünschen, dass ihr gelingt, auch beim Thema „Reitstock“ seine Vorreiterrolle weiter auszubauen und zu manifestieren.