SW-Foto: Otto König und Hans-Günter KönigMein Onkel Otto hat beim gleichen Lehrmeister wie zuvor mein Vater das Holzbildhauerhandwerk erlernt. Trotz schwerer Kriegsverletzungen, die auch seine Berufsausübung einschränkten, hat er ein beachtliches Lebenswerk hinterlassen! Immer wenn ich ihn besuchte, konnte er eine neue Schnitzerei vorzeigen. Und dann wurde gefachsimpelt!

Meist wollte ich das gesehene umgehend nachschnitzen und versuchte deshalb, ihm Skizzen und Schablonen abzuluxen! Humorvoll wies er mich dann darauf hin, wie wichtig eigenes Beobachten und Skizzieren für das Gelingen einer Arbeit ist. Aber nie von oben herab: Ich fühlte mich behandelt, wie ein "geschätzter Berufskollege"! Einmal zeigte ich ihm eine wenig gelungene Arbeit, über die mein Vater bereits ein niederschmetterndes Urteil abgegeben hatte. Mein Onkel kramte ein ähnliches "Frühwerk" von sich hervor und stellte es neben meines: "Dein Vater hat seine weniger gelungenen Stücke nicht aufgehoben. Deshalb hat er vergessen, dass wir alle einmal klein angefangen haben!"